Während Corona hat die Anzahl der Webkonferenzen deutlich zugenommen und im Home-Office habe ich nach wie vor keinen Laptop sondern einen schicken Kasten-Rechner unterm Schreibtisch stehen, der von Hause aus keine Webcam mitbringt.

Also war bin ich seit März auf der Suche nach einer Webcam, was bisher daran scheiterte, dass diese europaweit praktisch ausverkauft waren. Offenbar gibt es noch andere Kasten-Rechner-Nutzer da draußen :)

Kürzlich hat es dann mit der Lieferung geklappt und so nenne ich jetzt ein Logitech C310 HD mein Eigentum. Aber läuft die auch wie gehofft problemlos unter Linux?

Das Ende des Second Screens

Um meine fehlende Webcam auszugleichen war ich zuletzt immer parallel zum PC mit dem Tablet in den Webkonferenzen und sozusagen im “Second Screen”-Modus.

Ich fand das eigentlich relativ praktisch, weil man so beim Screensharing gleichzeitig noch einen zweiten Screen hat, wo man das Gesicht des Referenten sehen kann und so ein Tablet lässt sich auch leichter drehen, wenn die Perspektive nicht ganz passt.

Die duale Nutzung verwirrt aber die anderen Teilnehmer, weil man zweimal da ist und mein Chat und Screensharing von einem anderen Gerät kommt als mein Bild und Ton. Zudem macht es Breakout-Sessions anstrengender für den Operator.

Unboxing

Da ich noch nie eine Webcam geordert habe, hatte ich keine richtige Vorstellung, was sich in der Kiste genau befinden würde. Ich habe mir darüber im Vorfeld auch keine Gedanken gemacht und dem Hersteller vertraut, dass er schon alles beilegen wird, was man für die Installation so braucht.

Trotzdem war ich dann überrascht, dass sich in der Box außer der Webcam selbst und den Garantiehinweisen nur noch diese übersichtliche Installationsanleitung fand:

Installationsanleitung Logitech Webcam C310 HD

Offenbar ist die Installation einer Webcam nicht komplizierter als eine Maus anzuschließen :)

Support unter Linux Mint

Natürlich ist es unter Linux manchmal nicht ganz so einfach, wie meine Erlebnisse mit meinem Drucker belegen können. Daher hatte ich vorher mal recherchiert, ob das Gerät überhaupt in Linux Mint laufen würde und im Linux-Mint Forum dazu ermutigende Aussagen erhalten.

Nachdem ich die Webcam per USB angeschlossen habe, war ich dann also nicht allzu überrascht, dass Linux das Gerät out of the box erkennt:

$ lsusb
Bus 002 Device 002: ID 8087:8000 Intel Corp. 
Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 006 Device 001: ID 1d6b:0003 Linux Foundation 3.0 root hub
Bus 005 Device 002: ID 2109:3431 VIA Labs, Inc. Hub
Bus 005 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 001 Device 002: ID 8087:8008 Intel Corp. 
Bus 001 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 004 Device 001: ID 1d6b:0003 Linux Foundation 3.0 root hub
Bus 003 Device 003: ID 046d:081b Logitech, Inc. Webcam C310
Bus 003 Device 002: ID 046d:c52b Logitech, Inc. Unifying Receiver
Bus 003 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub

Sehr gut, da hat es sich doch schon mal gelohnt auf ein Modell eines etablierten Anbieters zu setzen.

Um die Kamera im System zu prüfen und zu konfigurieren, kann man guvcview benutzen. Das ließ sich leicht über die Paketverwaltung installieren:

# apt install guvcview
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut.       
Statusinformationen werden eingelesen.... Fertig
Die folgenden zusätzlichen Pakete werden installiert:
  libguvcview-2.0-2
Empfohlene Pakete:
  uvcdynctrl
Die folgenden NEUEN Pakete werden installiert:
  guvcview libguvcview-2.0-2
0 aktualisiert, 2 neu installiert, 0 zu entfernen und 64 nicht aktualisiert.
Es müssen 247 kB an Archiven heruntergeladen werden.
Nach dieser Operation werden 904 kB Plattenplatz zusätzlich benutzt.

Die Anwendung zeigt sich ziemlich aufgeräumt und ermöglicht u.a. die Anpassung der Kamera hinsichtlich Auflösung und Farbwiedergabe:

Guvcview zur Konfiguration der Webcam

Hier hab ich die Auflösung auf HD 720p (1280×720 Pixel) angepasst, alle anderen Einstellungen waren aus meiner Sicht so in Ordnung.

Der erste Einsatz und Fazit

Nun gings darum das ganze im Realeinsatz zu prüfen. Für den ersten Test habe ich Zoom und Google Meet ausgewählt, da dies die beiden häufigsten Tools sind, die ich für Webkonferenzen verwende. Während Google Meet im Browser läuft, habe ich Zoom als Client lokal installiert.

Was soll ich sagen, in beiden Fällen hat es problemlos und ohne erkennbare Verzögerung funktioniert. Die Lichtverhältnisse in meinem Home-Office sind nicht ideal, aber dafür kann die Kamera ja nichts und kommt soweit auch ganz gut damit zurecht. Es handelt sich bei dem Modell auch eher um eine niederpreisige Variante, da darf man keine Höchstleistungen erwarten. Ich bin zufrieden.

Mangels Gesprächspartner kann ich noch nicht sagen, wie gut die Audio-Qualität ist, aber zumindest konnte ich anhand der Visualisierung erkennen, dass der Ton funktioniert. Dazu kann ich mehr nach dem ersten wirklichen Einsatz sagen.